Ein Besuch im Schloss ist nicht nur ein Ausflug in die Kultur und Entspannung. Es offeriert außerdem grandiose Aussichten auf Malcesine: von der Plattform mit dem Namen „Rivellino“ oder vom Turm aus kannst du einen 360 Grad Rundumausblick genießen, den du nicht wieder vergessen wirst, soviel ist sicher!
Ein kurzer historischer Überblick
Die Festung von Malcesine kann zu den letzten Jahrhunderten des ersten Jahrtausends v. Chr. zurückdatiert werden, obwohl es einige Schriftstücke gibt, die daran festhalten, dass dieses Schloss irgendwann in der Hälfte des ersten Jahrtausends n.Chr. von den Langobarden erbaut wurde.
Das Schloss wurde von den Franken im Jahre 590 n. Chr. zerstört und dann wieder aufgebaut. Im Jahre 806 residierte hier König Pepin, der nach Malcesine kam um die Heiligen Benigno und Caro zu besuchen, und nach dem Ungarischen Einmarsch war es Teil der bischöflichen Fehde von Verona.
Von 1277 bis 1387 war es unter der Kontrolle von Alberto della Scala’s und seiner Familie.
Während dieser Periode renovierten die Scaliger die Festung, das von nun an als „Scaliger Schloss“ genannt wurde und von 1387 bis 1403 vom Haus der Visconti besetzt wurde.
Zwei Jahre später wurde es unter die Herrschaft der Republik von Venedig gestellt und blieb bis 1506 unter dieser Kontrolle. Als das Schloss vom Imperium erobert wurde, wechselte das Schloss ein paarmal die Herrscher: es gehörte von 1516 bis 1897 wieder zur Republik von Venedig, dann zu den Franzosen, gefolgt von den Österreichern, die signifikante Verstärkungsarbeiten innerhalb des Gebäudes veranlassten und hier von 1798 bis 1866 blieben. Von diesem Jahr an wurde es zu Venezianischem Eigentum.
Am 22. August 1902 wurde das Schloss zum nationalen Denkmal erklärt.
Eine kurze Führung
Wenn du das Schloss betrittst, findest du die „Casermetta“ zu deiner Linken, wo die Wächter des Schlosses lebten. Das Erdgeschoss und das Untergeschoss beherbergen das Naturgeschichtliche Museum. Eine externes Treppenhaus fuehrt dich in die erste Etage, wo Ausstellungen und Hochzeiten stattfinden.
Das Naturgeschichtliche Museum, wurde im Mai 2008 renoviert und bietet Besuchern eine originale und interaktive Multimedia Perspektive, die den Besuch zu einer ganzheitlichen Erfahrung, die alle fünf Sinne involviert, zum Beispiel können Besucher die Bildschirme nicht nur ansehen, sondern berühren, riechen und hören.
Das neue Set-Up präsentiert Objekte als Kunst, Shows und greift Themen auf, setzt Choreographie ein und inkludiert die Landschaften, die der Besucher vom Fenster aus sehen kann.
Am Ende des Innenhofes gibt es einen kleinen Balkon auf 24m Höhe, der eine weite und vielsagende Aussicht auf den See sowie die umgebenden Berge bietet.
Die Treppe hinaufgehend findet man einen Schießpulverturm, der von den Österreichern gebaut wurde. Heutzutage ist dieser Bereich zum Raum Goethes gemacht worden, wo die von ihm gezeichneten Sketche des Sees und des Schlosses während seiner Italienreise ausgestellt werden. Goethe bildete in seinen Zeichnungen die authentischen Farben der Landschaft ab, die zum Ausgangspunkt seiner „Farbenlehre“ wurden. Draußen, in einer besinnlichen Ecke des kleinen Gartens, steht eine Büste des Poeten.
Von hier aus, weiter nach oben gehend, kannst du in den zweiten Innenhof, namentlich Rivellino, gelangen, wo du die Stadt, den See und die westliche Seite des Monte Baldo bewundern kannst.
Standesamtliche Hochzeiten werden im Rivellino abgehalten.
Die Stufen herunter, an der östlichen Wand, gibt es ein paar Spuren einer Freskomalerei, die höchstwahrscheinlich von einer alten Scaliger Kapelle stammt.
Ein großer Platz mit dem Namen „Lacaòr“, wahrscheinlich eine der ältesten frühgeschichtlichen Ansiedlungen in Malcesine, liegt direkt hinter dem Eingangstor. Während des Sommers wird dieser Bereich als Open Air Theater mit 400 Sitzplätzen genutzt.
Zutritt zu diesem Teil des Schlosses ist nur zu diesen speziellen Shows gestattet.
Der dritte Innenhof ist der höchste und nördlichste des Gebäudes und du kannst ihn erreichen, indem du die Treppen hinter dem Scaliger Schlosstor benutzt. Im Altertum gab es Stufe, die gegen die westliche Wand der Scaliger Residenz gelehnt wurde, um Zugang zu dieser Seite zu gewährleisten. Heutzutage kann man den Eingang noch sehen, er ist aber durch ein Eisengitter verschlossen.
Durch das Scaliger Schloss hindurchgehend, gibt es nach einer kleinen Treppe einen Brunnen. Auf der linken Seite, in der nordöstlichen Ecke des Platzes unterhalb des Turms liegend, findet man eine Freskomalerei der Jungfrau Maria mit dem Kind und kann somit wahrscheinlich die Präsenz einer antiken Kirche beweisen.
Eine von den Österreichern erbaute und unlängst erneuerte Treppe geht direkt vom Brunnen hoch zum Konferenzraum des Scaliger Schlosses und zum Turm.
Im Innenhof, neben dem Brunnen, hat man direkten Zugang zum Erdgeschoss der Residenz, wo man in Kürze ein Museum für lokale Geschichte im Zusammenschluss mit dem Museum der Venezianischen Galeeren einrichten wird. Die Einrichtung zeigt den berühmten Transport der Schiffe vom Land und bildet den Versuch ab, einen venezianischen Galeeren, der im See versunken war, aus dem Wasser an den Hafen von Lazise zu ziehen.
Unter dem Boden befinden sich zwei helle Abteile, gekennzeichnet durch zwei Balustraden: einiger Quellen zufolge könnten sie den Zugang des Schlosses zu den Kerkern aufweisen, es gibt bisher allerdings keinen konkreten Beweis für diese Theorie.
In jedem Fall ist es sicher, dass es die Untergrundverbindung zwischen diesen beiden Abteilen und dem Turm gab, da die Passage beim Öffnen der Falltür im ersten Zimmer des Turmes entdeckt wurde.
Um in die erste Etage zu gelangen, wo du den Konferenzraum und Zugang zum Turm findest, musst du hinaus auf den Platz gehen und dann die Stufen hinauf. Der Konferenzraum wurde 1989 eingeweiht, und bietet Platz für 150 Personen und wird als Raum für Ausstellungen, Messen, Universitätskurse und Hochzeiten genutzt.
Bilder des „Sala Labia“
Zum Schluss gehst du in den Turm: eine offene Tür nach Norden ausgerichtet eröffnet dir nun den Weg in den ersten Raum, während man früher über eine externe Brücke gehen musste.
Ein Fenster mit Gitter auf der Westseite zeigt den Zugang zur Luftbrücke. Dies war die ursprüngliche Höhe des Turmes, der von den Langobarden erbaut wurde, was du anhand des unterschiedlichen Baumaterials und Bauweise erkenne kannst.
Der Aufstieg zum Turm beginnt vor dem Eingang. Auf der ersten Etage gibt es fünf geöffnete Zimmer und auf der vorletzten Etage gibt es eine Wandkritzelei, die entfernt wurde und den Namen „Corrado II“ neben einem Datum von „1131“ zeigt: diese Zeichen lassen erkennen, dass dieser Teil des Turmes innerhalb eines Jahres fertiggestellt wurde.
Der fünfte Raum mit dem Namen „Rache Zimmer“: dieser Raum war früher mit Schindeln bedeckt und hat 6 Fenster in einer 80cm dicken Wand. Im Jahre 1909 wurde Beton verwendet um den Fußboden zu bedecken und eine Stadtglocke aus dem Jahre 1442 wurde in die Mitte gesetzt. Das Zimmer zeigt außerdem Impressionen der alten Stadtmünzen.
Der 31m hohe Turm mit seiner unregelmäßigen Fünfeckform dominiert das Stadtbild von Malcesine und reicht 70 über den See.